All Portraits Tanja Dorendorf T+T Fotografie
Katrin Segger

Vision:Version 2012

Eine theatrale Annäherung an Hildegard von Bingen

Die Sünde besteht in der Flucht vor der Verantwortung, in der Halbheit der Entscheidung und im Verzicht auf die bewusste Gestaltung des Lebens.
Hildegard von Bingen

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Konzept, SpielKatrin Segger
Regie, TextfassungHannes Rudolph
Musik Astride Schlaefli
Raum und Licht Peter Meier
AssistenzBeatrice Beier

Wir, die Elemente, die Lüfte, die Wasser, stinken schon wie die Pest, alle Winde sind voll Moder. Und die Luft speiht schon so viel Schmutz aus, dass die Menschen kaum noch wagen, den Mund aufzumachen. Hildegard von Bingen

Inhaltliche Gedanken zu Vision:Version 2012

Hildegard von Bingen war eine grosse Prophetin des 12. Jahrhunderts, eine Persönlichkeit, deren Vielseitigkeit und Talente schon damals die Menschen beeindruckt haben. Sie hatte das Glück, in eine Zeit geboren zu werden, in der sich die Gesellschaft im Umbruch befand. In dieser Zeit konnte Hildegard von Bingen sich einen eigenen Weg bahnen und mit Hilfe ihrer Visionen ihre Sicht der Welt und der Kirche nach draussen tragen - noch heute wird darüber spekuliert, ob Hildegard von Bingens Visionen tatsächlich von Gott gegeben oder das Werk ihrer eigenen Gaben und Überlegungen waren.

Es schmälert die Grösse von Person und Werk nicht, wenn wir voraus setzen, dass beide nicht vom Himmel gefallen sind. So sehr sich Hildegard bemühte und alle davon zu überzeugen versuchte, von irdischen Gegebenheiten unbeeinflusst im Dienst des Herrn zu agieren, sie war ein Mensch aus Fleisch und Blut. Barbara Beuys, Biografin von HvB

Sie war durchaus eine emanzipierte Frau, die für ihre Überzeugungen lebte und nie die Auseinandersetzung mit der Obrigkeit scheute. Doch in ihrem Denken blieb sie konservativ und den Werten ihrer Zeit verhaftet. Strukturen wollte sie keine verändern. Von Bingens schöpfungsbejahende Sicht auf das Leben war für die Menschen des 12. Jahrhunderts eine Offenbarung. Ihre Interpretation der Schöpfung, das Leben zu feiern und die Frau, die Weiblichkeit zur Krone der Schöpfung zu erheben, war vor allem in der theologischen Welt spektakulär.